Erinnern und Kämpfen

Mitglieder der Black Panther Party auf der Treppe des State Capitol in Sacramento, Kalifornien. 2. Mai 1967
ich werde
noch einen Schritt weitergehen
bis an den äußersten Rand
wo meine Schwestern sind
wo meine Brüder stehen
wo
unsere
FREIHEIT
beginnt
- May Ayim, grenzenlos und unverschämt

Ursprünglich kommt der Black History Month (BHM) aus den USA. Nachdem die Versklavung von Schwarzen abgeschafft wurde, haben mehrere Schwarze Intellektuelle 1915 die Erfolge ihrer selbst dokumentiert und so das Fundament für den Black History Month gelegt. Seit den 1920er Jahren ist der BHM etabliert und bekannt, ursprünglich als Black History Week. Es wurden kulturelle und intellektuelle Veranstaltungen abgehalten, in Andenken an die Geschichte der Sklaverei, das Leid was damit einher ging und den Kampf gegen genau diese Ungerechtigkeit.

Der BHM ist keine spezifisch US-amerikanische Tradition, überall dort wo es eine größere Schwarze Diaspora gibt, in den Zentren der ehemaligen Kolonialmächte, finden sich heute selbstorganisierte Black History Months. Auch in Deutschland findet der BHM durch selbstorganisierte Projekte statt, jedoch vor allem in Städten wie Hamburg, Berlin und Frankfurt, wo sich seit den 1980er Jahren viele Schwarze Aktivist:innen zusammengefunden haben.

Die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, ihre Erinnerungskultur, ist in Bezug auf die Geschichte Schwarzer Deutscher kaum vorhanden, ja niederschmetternd schwach ausgeprägt. Dies ist auch daran zu erkennen, dass der Black History Month nicht oder nur selten aus der Schwarzen Community heraustreten kann. Dass es nicht passiert, liegt nicht an einem Mangel an Initiativen hierzu. Ein Beispiel ist die Dekoloniale, die im November 2024 in Berlin stattgefunden hat, an welcher Initiativen beteiligt sind, die lange dafür kämpfen Koloniale Straßennamen aus dem Stadtbild zu entfernen und mit Schwarzer Geschichte zu füllen.

Der Black History Month ist eine Initiative, die versucht das Vergessene in Erinnerung zu rufen und an Schwarze Kämpfe zu gedenken. Also For Us By Us? Nicht ganz, das, was es einmal war – eine radikale Initiative von anti-kolonialen Menschen – ist es nicht mehr. Wie so oft in der Schwarzen Geschichte, gibt es auch beim BHM den Versuch, das Ganze zu kommerzialisieren, liberalisieren und zu vereinnahmen. Es wird also eher zu einer Art Wohlfühlpolitik geformt, anstatt das Wichtige aus unserer Geschichte zu ziehen, nämlich dass die eigene Befreiung erkämpft werden muss. Damit will ich nicht sagen, dass wir uns nicht wohlfühlen dürfen, sondern, dass wir – trotz allem – den Kampf um unsere Freiheit nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Black History bedeutet, an die Black Panther Party zu gedenken, aus ihren Erfahrungen zu lernen und nach vorne zu Schauen. Stadtteilarbeit zu betreiben, Angebote zu schaffen, die die Community braucht, ihre Ziele zu verstehen und sich mit den Leben verschiedener Mitglieder auseinanderzusetzen, wie Assata Shakur, Elaine Brown, Huey P. Newton und viele anderer.

Black History bedeutet, sich mit der deutschen kolonialen Geschichte auseinanderzusetzen und die Forderungen der hinterbliebenen des Genozids an Hereo und Nama zu kennen und hier dafür einzustehen, aber auch auf die Situation im Kongo aufmerksam zu machen. Denn alles Lernen aus der Geschichte ist zwecklos, wenn wir aus ihr in der Gegenwart keine Konsequenzen ziehen. Und angesichts unserer Gegenwart muss die Konsequenz sein, sich zu organisieren und für ein besseres Morgen zu kämpfen, so wie Hilarius Gilges, der sich als Schwarzer Mann der KPD angeschlossen hat und sich gegen den Hitler-Faschismus gewehrt hat.

Schwarze Geschichte reicht weit zurück, sie ist komplex und relevant, doch das, was uns verbindet, ist das jetzt. Wir können die Geschichte nutzen, um zu erkennen wer wir sind, woher wir kommen und warum wir uns in der jetzigen Lage befinden. Doch was noch viel wichtiger ist, ist das uns unsere Geschichte zeigt wie wir uns Befreien können, in diesem Sinne:

ich will 
grenzenlos und unverschämt
bleiben
- May Ayim, grenzenlos und unverschämt

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