„…auf eine Zukunft, für die es sich zu kämpfen lohnt“

Aktivist:innen des Kommunistischen Jugendbundes halten Transparente gegen den Krieg.

Interview mit Mina (19) über den Weg von Kreuzberg United zum Kommunistischen Jugendbund

Hallo Mina, ihr habt gerade einen großen Schritt gemacht, dazu herzlichen Glückwunsch. Aber sag mal kurz was ihr da eigentlich macht?

Danke. Ja, wir sind auch alle stolz auf diesen Aufbruch. Wir haben uns als Kreuzberg United nicht nur dem Bund der Kommunist:innen (BdK) angeschlossen, sondern sind dabei, eine neue Jugendorganisation aufzubauen.

Den Kommunistischen Jugendbund?

Genau. Und wie der Name schon andeutet, heben wir das Ganze damit auf eine neue Stufe. Wir arbeiten jetzt expliziter und verabschieden uns von der Kiezarbeit, beziehungsweise der Beschränkung auf nur einen Kiez.

Das heißt, das Projekt Kreuzberg United ist damit beendet?

Ja und nein. Kreuzberg United wird eher aufgehoben. Einerseits endet es und wir springen über den Kreuzberger Tellerrand hinaus, denn wir machen jetzt berlinweit kommunistische Jugendarbeit. Andererseits bleibt die bisherige Arbeit ja bestehen. Alle alten Projekte wie das Jugendboxen, unsere rote jugendakademie oder die sozialen Veranstaltungen werden weitergeführt.

Erklär mal, was Kreuzberg United war und weshalb ihr euch zu diesem Schritt entschieden habt.

Ich bin selbst nicht von Anfang an dabei, aber das Projekt wurde 2019 gestartet. Es ging damals darum, der Perspektivlosigkeit linker Szenepolitik etwas entgegenzusetzen und mit einem anderen Stil herauszustechen. Das heißt, ansprechender und nahbarer zu sein. Das lief schon echt gut und immer besser je mehr wir uns auch inhaltlich gefestigt haben. Unsere Bildungseinheiten waren eigentlich erst zur Selbstverständigung gedacht, gehören mittlerweile aber zu den beliebtesten offenen Angeboten. Dazu haben wir soziale Angebote und Sportprogramme entwickelt und natürlich die politische Aktion.

Und wenn es gut lief, weshalb nun dieser Schritt?

Naja, wir konnten so keine politische Perspektive entwickeln. Einerseits waren wir schon länger nicht mehr wirklich eine Kreuzberger Gruppe. Wir machen z.B. schon seit längerem auch Veranstaltungen in der Roten Lilly in Neukölln und unsere Mitglieder kommen eh schon zur Hälfte aus anderen Teilen der Stadt. Die meisten sind nicht mehr zu uns gekommen wegen, sondern trotz der Kiezbezogenheit. Der andere Grund: Wir sind Kommunist:innen und haben immer als Ziel, die Kräfte zu bündeln. Wir haben gemerkt, dass wir in unserer unfreiwilligen Autonomie an Grenzen gestoßen sind. Mit dem Bund der Kommunist:innen haben wir nun eine Orientierung und Rückhalt. Andersherum stellen wir ihm die Jugendabteilung, die er braucht.

Das ist aber doch eine bierernste Angelegenheit. Verschwindet nicht der jugendliche Charakter?

Ja, das klingt sehr ernst. Und es bringt ja auch tatsächlich viel mehr Ernsthaftigkeit mit sich. Aber nein, am Ende sind wir alle sehr junge Leute, die auch Spaß an der Politik und dem genossenschaftlichen Miteinander haben. Ich freue mich immer beim Plenum, auf Demos oder bei Veranstaltungen vertraute und liebe Gesichter zu sehen. Das gibt mir Hoffnung auf eine Zukunft, für die es sich zu kämpfen lohnt! Das steht eben nicht im Widerspruch zu der festeren Struktur. Ganz im Gegenteil: Die neue Organisationsform gibt uns jetzt die Sicherheit, dem Sozialen auch weiter den angemessenen Raum im Politischen geben zu können.

Was bedeutet diese organisatorische Sicherheit, von der du sprichst?

Wir wissen, da ist etwas, das auf festen Beinen steht, das bleibt, und das vom BdK den Rücken gestärkt bekommt. Das ist total wichtig, um sich mit Mut und Selbstvertrauen der Zukunft zuzuwenden. Und so muss man sich auch nicht immer so verkrampft benehmen, weil man denkt, dass sonst alles sofort auseinanderfallen würde, sondern kann allen kritischen Gedanken Raum geben und sich auch mal streiten. Inhaltlich natürlich. Und nach Aussen können wir jedem Jugendlichen im Umfeld auf Augenhöhe begegnen und so weiter. Das ist alles sehr wichtig, weil man nur so wirklich vorankommen kann.

Und wie geht es nun weiter für euch? Wie kann man als junger, interessierter Mensch Teil davon werden?

Erstmal geht’s über Kreuzberg hinaus. Wir machen immer mehr Veranstaltungen und Aktionen jetzt auch in anderen Bezirken und zu Themen, die nicht nur Kreuzberger:innen ansprechen. Alle sind herzlich dazu eingeladen, zu allem zu kommen, was wir auf unseren Kanälen bewerben und mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir wollen offen sein für ganz verschiedene Interessen und Level der Beteiligung. Alle von uns jungen Leuten können voneinander lernen, uns weiterentwickeln und das ist auch die Voraussetzung für einen gemeinsamen schlagkräftigen Kampf.

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